Kungsleden

Nördlicher Teil

8. Etappe: Teusajaure - Vakkotavarestuga


Die letzte Etappe dieses Teils des nördlichen Kungsled beginnt mit einer Bootsfahrt. Entweder überquert man den Teusajaure an dieser ca. 1 km breiten Stelle mit Muskelkraft in einem der Ruderboote oder man läßt sich von der Hüttenwirtin gegen ein kleines Entgelt mit dem Motorboot übersetzten. Insgesamt liegen in der Regel 3 Ruderboote am See, davon mindestens eines auf jeder Seite. Leicht erkennt man, daß man im ungünstigen Fall den See dreimal mit dem Ruderboot überqueren muß: Befindet sich nur ein Boot am Strand, einmal hinüberrudern, ein weiteres Boot in das Schlepptau nehmen und zurückrudern, dieses Boot am Ufer vertäuen und dann wieder zum anderen Ufer zurück. Dabei sollte man sein Gepäck nicht vergessen, sonst ... Dieses Verfahren ist sehr kräftezehrend, da bei den Booten dummerweise keine richtigen Ruderbefestigungen vorhanden sind - anscheinend können die Schweden damit besser umgehen. Auf jeden Fall sollte man vor der Fahrt die am Strand aufbewahrten Schwimmwesten anlegen, da der See bei Wind schnell zu doch recht hartem Wellengang neigt. Aber auch bei einer ruhigen Seeoberfläche ist es nicht ganz leicht, den direkten, mit Bojen markierten Weg exakt einzuhalten. Die Frage, wie man die Hüttenwirtin zur Überfahrt auffordert, wenn man von Süden kommt, löst sich ganz einfach: Am Ufer befindet sich neben dem provisorischen Bootsanleger eine Fahnenstange, an der man einen Plastikkanister hochziehen kann. Dann braucht man nur noch zu warten, bis die Hüttenwirtin dieses gesehen hat oder bis sie wieder nach Hause kommt. Sobald das Motorboot auf der anderen Seite startet, beendet man die kleine oder größere Pause, die man im überdachten Rastplatz am Ufer dieses wunderschönen Sees gehabt hat.

Nach den "Schwierigkeiten" mit der Seeüberquerung geht es in einem lichten Wald auf der Kante einer Schlucht wieder steil nach oben. Die Pausen mit dem Rückblick auf das Tal und den See lohnen wirklich! Der Anstieg wird langsam flacher und am Kuolpnatjåkka vorbei geht es auf einer baumlosen Fläche weiter nach Süden. Nach ca. 2 km kommt man an ein kleines Schild mit der Aufschrift "Bro", das nach Westen zeigt. Im Spätsommer oder bei niedrigem Wasserstand kann man gern den direkten Weg geradeaus nehmen und den Fluß leicht durchwaten. Bei Hochwasser, während der Schneeschmelze oder mit "leichtem Schuhwerk" kann die Brücke, die ca. 0,5 km Umweg erfordert, angebrachter sein. Auf der Hochebene, die einen weiten Blick nach Süden auf einige Sarekgipfel erlaubt, befinden sich in der Regel viele Rentiere. Im Sommer, wenn die Mücken richtig aktiv sind, sind die Rentiere oft auf den Schneefeldern, die an den Berghängen noch bis zum September vorhanden sind. Zum Ende dieser leichten Etappe zeigt der Kungsled noch einmal, daß große Steinfelder auch zur Wanderung in den schwedischen Bergen gehören. Den wirklichen Abschluß der Wanderung bildet dann ein steiler Abstieg in das Tal des Suorvajaure. Es ist schon ein seltsames Gefühl, wenn man plötzlich nach 8 oder 10 Tagen draußen in Lapplands Natur auf der Landstraße unten im Tal das erste Auto erkennt. Leider wird die grandiose Aussicht auf das riesige Seesystem mit den umgebenden Gebirgen sowohl durch eine große Überlandleitung wie auch die fast immer riesigen, trockenen Steinwüsten der Ufer getrübt. Diese Seen sind eigentlich eine gewaltige Talsperre und zeigen dann, daß auch umweltfreundliche Energie aus Wasserkraft ihre Schattenseiten hat. Bei schlechtem Wetter kann der Abstieg ins Tal wegen der glitschigen Steine eine echte Tortur werden. Hat man aber die Brücke über den Karnjelajåkka, an dem der Weg herunterführt, erreicht, sind es nur noch wenige Meter zur Hütte bzw. zur Bushaltestelle an der Straße.

Die Gesamtstrecke dieser Etappe beträgt 15 km. Die Vakkotavare-Hütte hat 20 Betten und befindet sich direkt an der Straße zwischen Porjus und Ritsem. Von hier fährt ein- bis zweimal am Tag ein Bus nach Ritsem (ca. 30 km nach Westen = Ende der Straße) oder nach Gällivare (ca. 150 km nach Osten), wo auch die schwedischen Fernzüge halten, mit denen man dann "zurück in die Zivilisation" fährt.

In Ritsem befindet sich eine STF-Fjällstation mit warmer Dusche, Waschmaschine und Telefon. Wer es nicht mehr abwarten kann, muß also erst dorthin fahren, anstatt in Vakkotavare zu übernachten. Aber auch ca. 30 km östlich von Vakkotavare, am Bootsanleger in Kebnats, geht es weiter. Mit einem Passagierboot des STF überquert man den See Langas und landet direkt bei der STF-Fjällstation Saltoluokta. Hier beginnt der nächste Abschnitt des Kungsled ...

© Alois Speckhals